Donnerstag, 17. Mai 2012

Der Mensch selbst.

Die Antwort des Dalai Lama auf die Frage, was ihn an der Menschheit am meisten überrascht:

"Der Mensch selbst.
Weil er seine Gesundheit opfert, um Geld zu verdienen.
Dann opfert er das Geld, um seine Gesundheit wieder herzustellen.
Außerdem hat er eine solche Angst vor der Zukunft,
dass er die Gegenwart nicht genießt, mit dem Ergebnis,
dass er weder in der Gegenwart noch in der Zukunft lebt.
Der Mensch lebt als würde er niemals sterben,
und stirbt dann ohne jemals wirklich gelebt zu haben."


(via The Club of Happy Life-Preneurs)

Also:

Freitag, 11. Mai 2012

Christian wird Astronaut.

Vorname, Alter, Stadt
Christian, 36, Leipzig

Was wolltest du als Kind werden?
Ehrlich gesagt kann ich mich daran gar nicht mehr recht erinnern. Ich weiß nur: Archäologe war mal unter meinen Traumberufen als Kind. Ich glaube, weil ich „Indiana Jones“ in den 80er Jahren so toll fand. Aber die Phase ging schnell wieder vorbei.

Was ist dein Beruf?
Ich bin zum einen Ausstellungsmacher und habe mich im November letzten Jahres zusammen mit einem Arbeitskollegen selbstständig gemacht. Wir haben eine Ausstellungsagentur namens „Zeitläufer“ gegründet und planen und realisieren kulturhistorische und zeitgeschichtliche Ausstellungen von der ersten Idee bis zum Ausstellungsaufbau. Dabei kommt so allerhand zusammen, was ich vorher auch schon immer mochte: Sich in Themen einarbeiten, sie für Leute ohne Vorwissen verständlich aufzubereiten, die Geschichten hinter Exponaten zu recherchieren, Texte dazu zu schreiben, zu überlegen, wie man diese Dinge und die Erzählungen, die sie vermitteln, adäquat in einem Raum inszenieren kann und letztlich den gesamten Arbeitsauflauf (vom Vitrinenbau über die Textschilderproduktion bis hin zum Druck des Ausstellungskatalogs) zu organisieren und zu koordinieren. Ich finde spannend, dass das beim Ausstellungsmachen alles ineinander fließt.

Zum anderen bin ich aber auch in der politischen Bildung mit Jugendlichen tätig. Während die Ausstellungsagentur langsam anläuft und leider noch nicht so viel Geld abwirft, ist die politische Bildung so etwas wie mein zweites Standbein, das mich finanziell absichert. Ich bin hauptsächlich für das Archiv der Jugendkulturen aus Berlin in der ganzen Bundesrepublik unterwegs und halte an Schulen, in Jugendeinrichtungen, an Bundesfreiwilligendienst-Schulen oder wo auch immer Vorträge, leite Workshops und Diskussionsrunden zum weiten Feld von Jugendkulturen und Politik. Ich finde es spannend, immer wieder ins Gespräch mit den Kids zu kommen und einfach mal wieder mit den Ansichten anderer Menschen konfrontiert zu werden. Das „erdet“ einen doch auch immer wieder. Gerade dann, wenn man eher in wissenschaftlichen Diskursen drin steckt.

Nebenbei schreibe ich hin und wieder auch Beiträge für Bücher und Zeitschriften. Allerdings finde ich dafür immer weniger Zeit und meistens bekomme ich dafür auch kein Honorar.

Außerdem spiele ich in zwei Bands. Bei der Hardcore-Band „Brom“ spiele ich Gitarre und bei der Indie-Rock-Band „Argument“ versuche ich mich im Augenblick als Background-Sänger.

Warum ich die zwei letzteren Sachen als „Beruf“ bezeichne? Für mich gibt es diese klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit nicht wirklich. Ich gehe mit derselben Motivation ans Musik- wie ans Ausstellungsmachen heran. Wichtig ist mir einfach nur, dass ich zufrieden damit bin und das Gefühl habe, etwas Neues geschaffen oder andere Menschen zu neuen Gedanken angeregt zu haben.

Wie viele Stunden arbeitest du/Woche?
Das kann ich gar nicht so richtig sagen, weil bei mir – wie gesagt - Arbeit und Freizeit nicht klar getrennt sind. Aber auf meine 40-Stunden-Woche komme ich mit Sicherheit. Ich schätze, dass es eher eine 50- bis 60-Stunden-Woche ist.

Bist du glücklich mit deiner Arbeit?
Ich bin sehr glücklich mit meiner Arbeit. Ich mag die Kombination aus den ganzen Jobs und dass ich mich selbst ausbeute, anstatt von einer anderen Person ausgebeutet zu werden. Das soll jetzt gar nicht zynisch klingen. Ganz im Gegenteil! Ich mag es einfach, selbst Entscheidungen zu treffen anstatt immer von den Entscheidungen anderer abhängig zu sein. Ich habe zwei Jahre in einem Vollzeit-Angestelltenverhältnis gearbeitet, habe sehr viel Geld verdient, aber glücklich gemacht hat es mich nicht, weil ich immer bloß Aufträge zu erledigen hatte und ich eigenen Ideen nur sehr selten einbringen konnte. Es ist okay für mich, auch mal einen blöden Job zu machen, wenn er mir noch die Zeit lässt, das zu tun, was mir wirklich am Herzen liegt. Wenn aber selbst das nicht mehr möglich ist, sondern diesen stupiden Job nur noch wegen des Geldes macht, dann empfinde ich die Bezahlung eher als Schmerzensgeld denn als Lohn. Glücklich macht mich das jedenfalls auf Dauer nicht.

Würdest du etwas anderes machen, wenn du die freie Wahl hättest?(Wenn ja, was?)
Ich hab mir diese Frage in der Vergangenheit oft gestellt und immer wieder damit gehadert, ob ich wirklich alles richtig gemacht habe in meinem bisherigen Berufsleben. Momentan kann ich aber mit Sicherheit sagen: Ich bin sehr froh, wie es derzeit läuft und bisher gelaufen ist. Ich habe viele Dinge ausprobiert und dabei viele Fähigkeiten gelernt, die meinen Erfahrungshorizont erweitert haben, selbst jene Dinge, die ich zum damaligen Zeitpunkt als verschwendete Lebenszeit betrachtet habe. Schließlich haben auch die mich dorthin geführt, wo ich heute stehe: An einem Punkt, an dem ich mich sehr wohl fühle.

Wie viel verdienst du monatlich?
Im Moment genug. Aber noch bekomme ich für die Ausstellungsagentur einen Existenzgründungszuschuss. Wie es ab August aussieht, wo dieser dann wegfallen wird, weiß ich noch nicht. Ich habe aber momentan das Gefühl, dass ich das ganz gut auf die Reihe bekommen werde. Irgendwie tun sich immer Möglichkeiten auf, auch wenn finanziell mal Flaute herrscht. Und wie gesagt: Solange ich das machen kann, was mir am Herzen liegt, brauche ich auch kein fettes Gehalt. Da reicht es mir, wenn ich mir hin und wieder einen Milchkaffee und vielleicht einmal im Monat ein gutes Buch leisten kann.